17.01.2022
Bei der Diagnostik des Von-Willebrand-Syndroms wird auch die Blutgruppe ermittelt. Erfahren Sie mehr darüber, welche Verbindung hier besteht.
Legen Symptome wie z.B. häufiges Nasenbluten oder lange Monatsblutungen bei Frauen den Verdacht auf ein Von-Willebrand-Syndrom (VWS) nahe, startet eine umfassende Diagnostik. Dazu gehören neben Anamnesegesprächen zu Beschwerden und gesundheitlicher Vor- und Familiengeschichte auch Laboruntersuchungen. Unter anderem wird abgeklärt, welche Blutgruppe vorliegt. Doch warum ist das der Fall?
Blutgruppe 0? Niedriger VWF-Spiegel.
Ein niedriger VWF-Spiegel (die Menge an Von-Willebrand-Faktor im Blut) kann ein erster Hinweis auf ein Von-Willebrand-Syndrom sein, da bei einigen Typen des VWS die Menge an VWF im Vergleich zu Personen ohne Gerinnungsstörung vermindert ist (VWS Typ 1) oder der VWF gar nicht gebildet wird (VWS Typ 3). Ist die Menge an VWF vermindert, ist es wichtig zu wissen, welche Blutgruppe der Patient hat, da die Menge auch bei gerinnungsgesunden Personen je nach Blutgruppe variiert.
Die VWF-Menge bei Menschen mit Blutgruppe 0 ist niedriger, weil der Faktor schneller abgebaut wird. Die Werte liegen bei diesem Personenkreis rund 25% bis 35% niedriger als bei Menschen mit anderen Blutgruppen; sie sind aber nicht von einer erhöhten Blutungsneigung betroffen.
Diese Information ist im Rahmen der Diagnostik sehr wichtig, denn sie bedeutet, dass niedrige VWF-Werte nicht zwingend mit einem Von-Willebrand-Syndrom zusammenhängen. Neben der Blutgruppe sind auch weitere Faktoren bekannt, die zu einem veränderten VWF-Spiegel führen. So sorgen beispielsweise Entzündungen, starke körperliche oder psychische Belastung für erhöhte VWF-Werte.
Was bedeuten diese Erkenntnisse für die VWS-Diagnostik?
Die oben genannten Zusammenhänge müssen berücksichtigt werden, wenn Sie sich beispielsweise in einem Gerinnungszentrum untersuchen lassen. Um eine eindeutige VWS-Diagnose stellen zu können, werden weitere Laborwerte, Ihre Symptome sowie weitere Untersuchungsergebnisse hinzugezogen. Damit akuter Stress oder ähnliche kurzfristige Bedingungen die Werte nicht verfälschen, werden oft mehrfach (zu unterschiedlichen Zeitpunkten) Blutproben genommen und untersucht.
Klassische Laboruntersuchungen bei der Gerinnungsdiagnostik sind – neben der Feststellung der Blutgruppe – das Erstellen eines Blutbilds sowie die Überprüfung der Gerinnungsfähigkeit des Bluts.
Erhärtet sich der Verdacht auf eine Gerinnungsstörung, wird weiter untersucht. So lässt sich herausfinden, ob es sich z.B. um das Von-Willebrand-Syndrom (und wenn ja, um welchen Typ der Erkrankung) handelt oder um eine Hämophilie. Auch hierbei wird die Familienanamnese berücksichtigt. Sind in der Familie ausschließlich männliche Patienten betroffen, spricht dies eher für eine Hämophilie.
Welche Abweichungen sind beim VWF-Spiegel „noch normal“?
Welche
VWF-Werte für ein Von-Willebrand-Syndrom sprechen und welche als „normal“
gelten, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu gehören beispielsweise Stresslevel, Blutgruppe
und Alter der untersuchten Person. Auch tageszeitliche Schwankungen sind bei
diesem Laborwert typisch und müssen berücksichtigt werden.
Einen Anhaltspunkt können die Referenzwerte liefern,
mit denen das untersuchende Labor arbeitet. Manche Labore geben blutgruppenabhängige
Referenzbereiche an (Blutgruppe 0 / Blutgruppe Nicht-0). Aber gerade weil die Laborergebnisse beim Von-Willebrand-Syndrom oft recht
schwierig zu interpretieren sind, braucht es einen Experten. Ihr Arzt / Ihre
Ärztin wird die Werte mit Ihnen besprechen.
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