Obwohl Männer und Frauen gleich häufig von dem Von-Willebrand-Syndrom betroffen sind, fällt es bei Frauen häufiger durch gynäkologische Blutungen auf.
Verlängerte und verstärkte Regelblutungen oder Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt sind oft erste Hinweise auf das Von-Willebrand-Syndrom. Viele Frauen, bei denen ein Von-Willebrand-Syndrom besteht, haben besonders starke, lang andauernde Regelblutungen, die oft sehr schmerzhaft sind. Zudem werden Blutungen und Schmerzen während des Eisprungs häufig beobachtet. Wird das Von-Willebrand-Syndrom nicht diagnostiziert, kann dies, begünstigt durch überdurchschnittliche Blutverluste, zu einer Anämie („Blutarmut“) führen.
Steht die Diagnose „Von-Willebrand-Syndrom“ fest, gibt es je nach Schweregrad verschiedene medikamentöse Möglichkeiten zur Behandlung (siehe Therapie beim Von-Willebrand-Syndrom).
Zusätzlich zu den beschriebenen Behandlungsmöglichkeiten mit DDAVP und VWF/FVIII-Konzentrat kann bei Frauen eine Hormontherapie mit oralen Kontrazeptiva (Anti-Baby-Pille) oder eine hormonhaltige Spirale die Regelblutung abschwächen.
Für Frauen, die von der Diagnose Von-Willebrand-Syndrom (VWS) erfahren, stellt sich oft die Frage, ob eine Schwangerschaft möglich ist. Grundsätzlich spricht nichts gegen eine Schwangerschaft und Geburt. Viele Frauen waren bereits schwanger mit VWS und haben gesunde Kinder zur Welt gebracht.
Im
Normalfall (besonders bei Von-Willebrand-Syndrom Typ 1) reduziert sich die Blutungsneigung
im Laufe der Schwangerschaft. In den ersten drei Monaten steigt hier
die Menge an Von-Willebrand-Faktor (VWF) und Faktor VIII an, sodass sich
die Blutgerinnung normalisieren kann. Dieser Effekt kann
unterschiedlich stark ausgeprägt sein – je nachdem, welcher Typ des
Von-Willebrand-Syndroms vorliegt.
Grundsätzlich sollten die Gerinnungsparameter - insbesondere bei Typ 2 und Typ 3 – regelmäßig bestimmt werden.
Eine wichtige Phase ist diejenige nach der Geburt, vor allem während der ersten zwei Wochen nach der Entbindung. In dieser Zeit sinkt der Von-Willebrand-Faktor-Spiegel meist schnell wieder auf die Werte ab, wie sie vor der Schwangerschaft vorlagen. Dies hat zur Folge, dass das Blutungsrisiko steigt und es zu Nachblutungen kommen kann.
Um die Gesundheit von Mutter und Kind zu schützen, sollten verschiedene Personen und Stellen über das Vorliegen des Von-Willebrand-Syndroms informiert werden. Dazu gehören insbesondere der Gynäkologe, andere behandelnde Ärzte, die Geburtsklinik und die Hebamme. Wenn es in der Vergangenheit zu einer Fehlgeburt gekommen ist, sollte dieses Thema ebenfalls bei den Behandlern angesprochen werden. Die Ärzte können in allen Fragen rund um Medikamenteneinstellung (Substitutionsplan), Vorsorge und Notfallmaßnahmen beraten und der werdenden Mutter während der gesamten Schwangerschaft bis zur Entbindung wichtige Hilfestellung leisten. Eine gute, fachübergreifende Kooperation zwischen Gynäkologen und Gerinnungsspezialisten und eine engmaschige Beobachtung sind für eine optimale Betreuung enorm wichtig.
Wird mein Kind auch von dem Von-Willebrand-Syndrom betroffen sein?
Viele werdende Eltern mit Von-Willebrand-Syndrom machen sich Gedanken darüber, ob ihr Kind ebenfalls betroffen sein wird. Dies muss nicht der Fall sein. Mehr
zu den einzelnen Erbgängen dieser Gerinnungsstörung finden Sie unter Vererbung.
Die Vorbereitung auf die Geburt des Kindes ist für jede schwangere
Frau beziehungsweise für jedes werdende Elternpaar ein wichtiges Thema.
Die Geburt bei Von-Willebrand-Syndrom verlangt noch etwas mehr Aufmerksamkeit und eine
intensivere Beschäftigung mit der Gerinnungsstörung und dem
Geburtsereignis. Diese Vorbereitung sollte auf den individuellen
Gesundheitszustand der schwangeren Frau und den Von-Willebrand-Syndrom-Typ abgestimmt sein.
Die behandelnden Ärzte im Gerinnungszentrum können die Schwangerenbetreuung zum Teil übernehmen und sich darüber hinaus eng mit den behandelnden Gynäkologen und anderen Medizinern abstimmen. Die Klinik, in der die Entbindung stattfinden soll, muss natürlich auch über das vorliegende Von-Willebrand-Syndrom informiert sein – ebenso wie die betreuende Hebamme und der dann behandelnde Arzt.
Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Geburten problemlos verlaufen, wenn alle Beteiligten über das Von-Willebrand-Syndrom Bescheid wissen und die Geburt dementsprechend vorbereiten. Das Blutungsrisiko für Von-Willebrand-Patientinnen während der Geburt ist abhängig vom Typ des Von-Willebrand-Syndroms. Patientinnen, die vom Typ 1 betroffen sind und behandelt werden, müssen im Normalfall keine Komplikationen vor, während oder nach der Geburt befürchten.
Wegen der erhöhten Blutungsgefahr und der Nähe des Eingriffs zum Rückenmark ist eine Periduralanästhesie (PDA) je nach Schweregrad des Von-Willebrand-Syndroms nicht angeraten. Betroffene Frauen sollten daher rechtzeitig mit ihrem Arzt und/oder der Hebamme über alternative Maßnahmen bei starken Geburtsschmerzen sprechen.
Die Wahl der Geburtsklinik sollte unter anderem auf die gesundheitlichen Voraussetzungen der Schwangeren abgestimmt werden. Die Spezialisten im Gerinnungszentrum sind oft sehr gute Berater, wenn es um die Klinikauswahl geht. Es hat sich außerdem bewährt, bei den infrage kommenden Kliniken nachzufragen, wie dort die Erfahrungen bei einer Geburt bei Von-Willebrand-Syndrom sind. Ein solches Gespräch sollte dann frühzeitig (circa drei Monate vor dem Geburtstermin) stattfinden.
Diese Frage sollte die Patientin mit den Ärzten klären, die sie während ihrer Schwangerschaft betreuen. Diese können sowohl den Verlauf des Von-Willebrand-Syndroms als auch den Verlauf der Schwangerschaft in die Empfehlung einbeziehen. Die Diagnose Von-Willebrand-Syndrom allein führt nicht zu einer bestimmten Entscheidung über die Entbindungsart.
Nicht nur die Geburt, sondern auch die Schwangerschaft bei Frauen mit Von-Willebrand-Syndrom verlangt die Beachtung einiger Grundregeln und Tipps. Wer mehr dazu wissen möchte, kann hier weitere Informationen finden.
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